Mittwoch, 2. Mai 2007

Das Deutschland-Syndrom

DIESTEINZEIT-ung erhielt von einem Leser folgenden Beitrag, den DIESTEINZEIT-ung veröffentlichen möchte.
. . . . In einem sehr umfangreichen Sammelwerk eines namhaften Verlags über deutsche Identität werden durchweg deutsche Staatsmänner, Literaten, Philosophen, Dichter über ihre eigene Befindlichkeit betreffs Deutschland zitiert.
Nachdem ich in diesem Buch zwei Namen fand, die meinen höchsten Widerspruch hervorriefen, schrieb ich dem Herausgeber, welche Beiträge in diesem Sammelband n i c h t erscheinen sollten, und sandte ihm Beiträge, die in diesem Band erscheinen s o l l t e n.
Der Wortlaut dieses Schreibens:

"Sehr geehrter Herr,
habe mit großem Interesse Ihr Buch gelesen. Möchte auf Ihre Einladung zur Mitwirkung gern eingehen.
Mir ist durchaus bewusst, dass der Kanon meiner Aufzählung, wer alles n i c h t meines Erachtens in dieses Buch gehört, äußerst makaber ist. aber es ergibt sich so . . .
Also: In dieses Buch gehören nicht Marcel Reich-Ranicki, und Adolf Hitler hinein!
Zu MRR: Meines Erachtens hat MRR auch Schuld daran, dass mindestens eine Generation deutscher Dichter und Schriftsteller durch einen Massenabortus keine Chance zum Aufblühen bekamen.

Zu H i t l e r ganz kurz und knapp: Hitler war kein Deutscher . . .
Was meines Erachtens noch in dieses Buch hinein sollte, möchte ich weiter unten zitieren:

Deutsches Eck, 1993

,Lieb Vaterland, magst ruhig sein. . . '
Bei Bonzenbier und Schicksensekt,
hat es sich rundwegs ausgeeckt.
Wenn Haxen, Grillspeck, Bratwurst garen,
mag niemand mehr ge' n England fahren.
Der Kaiser hat ' ne Schlafmütz' an,
das ärgert keinen deutschen Mann.
- Und die Opfer; gestorben durch Pulver und Blei?
Vergessen, verdorben, vorbei . . .
(aus "Die Reseolre-Legende" v. bejot, ISBN 3-934800-00-7, erschienen im b.j.-Verlag, Nourneystr. 43, 40822 Mettmann)

Das zweite Gedicht lautet:

H E R B S T 1 9 1 8
Eine Trilogie



D i e S i t u a t i o n

Die Dohlen kreisen am Turm,
der - durch den Regen gedämpft -
vier Glockenschläge über die Stadt
durch seine Schalllöcher rollen lässt.

Der Klang dringt ein in die Gassen,
wo lehmverschmierte Stiefel
ihn lautstark zertreten;
doch gleichwohl in Ordnung
sich weiter bewegen, die Stadt
hinein und hinaus - stundenlang.

Von Flucht ist nicht die Rede.
Das Heer zieht sich zurück,
besiegt ins besiegte Land.
Und Millionen Toten,
die hinter ihm liegen,
werden Millionen folgen.

D a s V o l k

Hohläugig stampfen Soldaten dahin.
Kein Blumengruß, keine Musik.
Den wenigen Menschen am Straßenrand
erstickt der Jubel im Halse.
Die Welt ist entzwei, der Kaiser geflohn.
Der Kaiser?- Das war nur ein Mensch,
für den ihr sinnlos geblutet.
Die Farbe eures Gewandes ist grau,
und Grau ist die Farbe des Alters,
an dem junge Herzen zerbrechen.

D i e N a t i o n

Schon tausend Jahre führst du die Rolle
im Stegreifspiel der Geschichte.
Dein Spiel auf der Bühne der Welt war
nicht schlecht.
Doch Stichworte brachen dein Kreuz,
weil diese sich ständig weiterspannen
zum Netze, in das dich Souffleur
und andere Mitspieler schlangen,
zum Schwanengesange verführten.

Die Zeit ist nun um, und du bist reif.
Sieh zu, dass nicht dein Abgang - der
mit Trommelwirbel und Paukengedröhn
zum großen Finale schon strebt -
mit riesigem Donnerschlag endet. . .


(aus "Wir alle sind Prokrustes" von bejot, ISBN 3-934806-01-5, erschienen im b.j.-Verlag, Nourneystr. 43, 40822 Mettmann)

Schlussendlich noch ein Sinnspruch, der ebenfalls veröffentlicht werden sollte:

-Am deutschen Wesen
sollte einmal die Welt genesen.
Deutsche Erfahrung: Eine Offenbarung?
Mitnichten, Bernd. Die Welt? N i x gelernt. . .


Sehr geehrter Herr,
ich bitte höflich um den Schutz der Urheberrechte.
Mit freundlichen Grüße NNN"

DIESTEINZEIT-ung vermerkt am Ende, dass unser Leser erklärt, nach beinahe bereits eineinhalb Jahren immer noch nichts von dem Herausgeber des betreffenden Sammelbandes gehört zu haben. -

BJ