Donnerstag, 22. August 2013

". . . Nizza erreichen?"

N i z z a

In einem Lokal in Nizza
sitzt Frauchen neben dem Hund,
freut sich, wie ihr Liebling
-vom Ober verwöhnt-
die karte rauf – und herunterfrißt.
Gelangweilt streift der Blick ins Journal
ein Bild von Kindern mit Spindelärmchen,
geblähtem Knopfbauch, filzigem Haar.

Zentralafrika

Im Rundfunk warnt ein Präsident
die Menschen vor einer Hungersnot,
gigantisch, die alles und jeden verschlingt.
Aus dem Palast läßt er Brot verteilen,
wohl wissend, daß es sich nicht vermehrt,
und niemand vorm Hungertod schützt.

Ausblick

Es werden Hundert Millionen marschieren.
Fünfzig nach Norden, und Fünfzig nach Süden.
Die einen werden sich irgendwo
zwischen Tafelberg und Soweto verlieren.
Doch wo bleiben die, die nach Norden ziehn:
Werden sie Nizza erreichen?

(Gedicht erschienen in dem Band „Ihr seid ja alle Prokrustes!“, ISBN 978-3-8334-7375-3 von Bernd (bejot) Jacobs, bei BoD, aus der reihe „NeoLit aus dem Neanderthal®“)
Das gedicht ist nachweislich v o r 1983 entstanden; wichtig für den autor, weil später – in den 90ern dvjhds – ein film gedreht wurde, der die thematik der letzten strophe dieses gedichts zum inhalt hatte.
Haben also die „Verdammte dieser Erde“ (die flüchtlinge) N i z z a inzwischen erreicht? Ja, haben sie, und sie werden weiterziehen, es gibt nur eine richtung: Nach norden. . .
Es sind also genau diese menschen, von denen unsere gutmenschen-politikerinnen unermüdlich trommeln, dass wir – die anderen menschen – gut zu diesen sein müssen, sie zu kleiden, zu nähren und behausen, wie es der ethos des christlichen abendlands erwartet.
Doch die heutigen flüchtlinge lassen sich weniger wegen essen, kleidung, behausung von gottverdammten seelenverkäufern übers Mittelmeer schippern, mit ungewissem ausgang.  Sie fliehen wegen der gnadenlosen wüste, die sich unter der sengenden sonne einer abrahamitischen religion in Nordafrika und Nahost ausbreitet. Denn der mensch lebt nicht vom brot allein. . . Und das weltklima der kulturen droht durch die opiumschwaden dieser religion zu kippen. Unter diesen betörend süsslich duftenden schwaden mischen sich menschenmordende gaswolken – wie gerade in Syrien – aus bomben, die wohl von menschen, mit dem unaussprechlichen schlachtruf auf den lippen, geworfen wurden. Mein Gott . . .
Zum schluss ein gedicht, welches immer wieder aufs neue sehr gern von einer gewissen gruppe von leuten missverstanden wird:

Am deutschen wesen
sollte einmal die welt genesen. -
Deutsche erfahrung,
eine offenbarung?
Mit nichten, Bernd.
Die welt?
N i x gelernt.