Sonntag, 11. Dezember 2011

Charlemagne rotiert!




Charlemagne rotiert!
In Aachen, in der Pfalzkapelle, und um den dom herum, bebte anfang dezember 2011 leise und verhalten die erde. Ein über tausend jahre alter schläfer ist für einen moment aufgewacht - nein, nicht Barbarossa, der schläft im Kyffhäuser, und ist auch viel jünger! - , und hat sich im grabe umgedreht. Jawohl, Karl der Große hat die starken signale, trotz seines schlafs bis zum Jüngsten Gericht, aus dem nahen Brüssel vernommen, und sich gefreut.
Endlich haben die beiden schwestern, die in Verdun - nein, abermals nein, nicht beim „Großen Gericht“ 1916 -1917, sondern im jahre 843 - getrennt wurden, zusammengefunden. Und zwar in einer gemeinschaftlichen aktion gegen die stinkenden fischfresser, mit deren vorfahren gar Karl schon vor über tausend jahren probleme hatte: Mit den Sachsen, genauer, den Angelsachsen. Ein teil jener hockte ja bekanntlich zu jener zeit im verbund mit sehr ehrenwerten, marodierenden Nordmännern auf einer großen insel, segneten den „Continent“ zunächst mit einer neuen religion, und mißbrauchten ersichtlich ihre großartige isolation, geschützt wie ein raubritter hoch in seinem raubritternest, um kräftig im politischen geschehen des „Continent“ herumzurühren. Ja, zur zeit des Absolutismus erdreisteten sich die Angelsachsen eine dieses geschwisterpaars zum eigenen „Festlanddegen“ umzufunktionieren, immer gegen die a n d e r e schwester gerichtet, natürlich. Der höhepunkt, und gleichzeitig die größte ferne der beiden schwestern voneinander war erreicht, als die Angelsachsen im verein mit ihren amerikanischen vettern die eine schwester in zwei verheerenden - allerdings h o f f e n t l i c h!! finalen - kriegen niederwarfen.
Chance und rettung. Zwei alte männer, davon einer aus einem stets blutenden grenzgebiet zwischen den beiden schwestern stammend, schafften es, viel verlacht und verspottet, sich im sinne von Charlemagne wieder anzunähern, und dies ganz o h n e krieg.
Nun häuften sich auf der splendiden insel von allen wasserfronten - sie sitzen ja mit ihrem arsch im wasser - die nachrichten, dass immer mehr felle wegschwimmen, und zum „Continent“ rübertreiben. Und als das ursprünglich fein und fest gewebte, unsichtbare band von der insel zum überseeischen vetter immer stärker, für jeden nun sichtbar, zutage trat kam, was kommen musste.
Bei einer großen fiskalpolitischen krise zeigte sich, dass eines der wichtigsten volkswirtschaftlichen einkommen der insel das geschäft mit dem g e l d war, dem geld von a n d e r e n, natürlich.
Geld schafft geld; eine der unmoralischsten arten, besitz und reichtum zu schaffen. Und nichts und gar nichts kann den verdacht entkräften, dass die Briten im verein mit ihren transatlantischen vettern kräftig gegen den Euro spekulieren, und sogar, enventuell, die aktute krise verursacht haben!. . .
Frankreich und Deutschland, die beiden schwestern, bemühen sich in Brüssel um eine lösung, die idee eines geeinten „Continent“ zu retten. Die Briten steigen freiwillig und mit „Hurra!“ aus, und wollen ihren eigenen kram machen, immer an der langen leine ihres vetters in USA.
Das ist der ist-zustand Europas gegen ende des jahres 2011. Der halbwegs erschöpfte und vielleicht sogar gelangweilte leser mag nun fragen: Ja, und? Was solls? Wie geht’s nun weiter?
Dazu eine anmerkung des autors: Vor nicht einmal dreißig jahren habe ich ein gedicht geschrieben, in dessen kontext eine metapher über die damalige weltbevölkerung von „fünf milliarden“ vorkommt. H e u t e sind es bereits sieben milliarden menschen, die den globus bevölkern. Wieviel menschen in abermals dreissig jahren auf der welt leben mögen können Sie sich veranschaulichen, wenn Sie die weltbevölkerungskurve als exponentialfunktion ansehen. Um es kurz zu machen: In Indien und in China werden dann mindestens d r e i milliarden menschen leben, bei stillstand oder gar rückgang der bevölkerungszahl in den sogenannten „westlichen“ industrieländern. Bei der zunehmenden klimaveränderung in ihren negativen wirkungen wird das besiedelte land abnehmen, so dass die betroffenen völker sich auf den weg machen werden, um lebensraum zu suchen.
Vom strategischen her wäre es zweckmäßig, wenn neben den „westlichen“ großmächten Rußland und Nordamerika dann noch eine weitere „westliche“ großmacht mitspielen würde; nicht etwa „England“, oder „Frankreich“ oder gar „Deutschland“, sondern E u r o p a. Und genau das scheinen die Briten zu hintertreiben, immer nur auf ihren vorteil bedacht.
Szenario: Der erste leidtragende des ansturms der gigantischen menschenmassen aus dem völkerpool Asiens wäre das weitgehend vom permafrost befreite russische Sibirien. Die entscheidung, ob Rußland zu Asien oder zu Europa gehören will muss dieses land selbst treffen. Wenn die USA sich wegen horrender zahlungsverpflichtungen eher an China gebunden fühlen, wird es heikel für Europa. Dann hat Europa direkt vor der haustür eine dependance des Asiatisch-Pazifischen Bundes in der form Britanniens. Allein für dieses durchaus mögliche szenario sollte sich Europa wappnen, indem es sich eine fest geschlossene union schafft, eine union, die jenseits aller nationalen befindlichkeiten versucht, die herausforderungen des III. Jahrtausends zu bestehen.
Charlemagne würde es freuen . . .