Freitag, 26. Oktober 2007

NeoLit aus dem Neanderthal

DIESTEINZEIT-ung berichtet nun über eine "Unangenehme Wahrheit". Und zwar mit der, dass Al G o r e "es" auch nicht ohne geld tut - das retten der welt.
Für einen vortrag bei den dealern der klimaverschmutzung, bossen der energieversorger, verlangte er ein ordentliches sümmchen, von denen manche familien in Mitteleuropa acht bis zehn jahre leben müssen.
Ebenso schlimm ist, dass Albert Arnold, eben "Al" den journalisten verbot, seine rede zu veröffentlichen, ja, seine rede zu zitieren. Seine begründung seien "Urheberrechte". Mein Gott, Arnold! "Urheberrechte könnten bereits schon die "Romantiker" und "Anthroposophen" im Deutschland des 19. Jahrhunderts anmelden . Leider hat diese bewegung bis heute ein etwas tümelndes ansehen, doch die "Grünen"- bewegung, aus den 68 ern hervorgegangen, gaben dieser weltanschauung den notwendigen anstoss. Und so wie es aussieht, lieber Al, habt ihr amerikaner in unserer gemeinsamen, westlichen welt als letzte das recht, urheberrechte in dieser sparte geltend zu machen.
Es ehrt dich, dass du das geld für soziale projekte spenden willst; doch der geschmack bleibt, dass du mit erheblicher unmoralischer energie versuchst, an der rettung der welt zu partizipieren.
Vergesse im hinblick auf "Urheberrechte" nicht den "Club of Rome" und dessen Dennis Meadows ("Die Grenzen des Wachstums"), und Herbert Gruhl ("Ein Planet wird geplündert").

bejot 10/2007

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Montag, 22. Oktober 2007

NeoLit aus dem Neanderthal

DIESTEINZEIT-ung befasst sich mit den parlamentswahlen in der Schweiz, und dem sieger, Christoph Blocher, und seiner partei, der Schweizerischen Volkspartei.
Natürlich giften die Linken gegen den konservativen rechtsausleger. Und nicht nur die Linken, sondern auch die "politisch korrekten" - wobei anzumerken ist, dass die Linken i m m e r politisch korrekt sind - kröpfen sich gegen die wahlpropaganda der konservativen auf. Es ging dabei um den wahlspruch, dass es keine minarette in der Schweiz geben sollte. Die baugenehmigungen für derlei bauten sollten grundsätzlich nicht mehr erteilt werden. Als begründung wird angeführt, dass die kultur der Schweiz, insbesondere die abendländisch, christliche, durch diese symbole gefährdet würde. Natürlich ist solch eine partei auch gegen die verstärkte immigration von fremden.
Auf den vordergründigen blick hin erscheint natürlich solch eine haltung dem friedlichen zusammenleben der kulturen garnicht förderlich. Aber nur auf den ersten blick hin. - Denn moralische ansprüche an ein friedliches zusammenleben der kulturen ist leider keine einbahnstraße; auch in dieser sehr engen und hohlen gasse herrscht gegenverkehr. Hier muss im dialog immer wieder neu und friedlich, verhandelt werden, wer -temporär - vorfahrt hat.
Für die schutzmacht der minarette, Saudi-Arabien, allerdings scheint eine demokratische lösung solch eines problems noch nicht einmal im ansatz vorhanden zu sein. Versuchen sie einmal in Mekka, Medina oder in Riad die genehmigung einzuholen, eine christliche kirche, eine synagoge, oder einen Hindu-tempel bauen zu wollen! Wenn sie glück haben, werden sie "nur" von einem von den mullahs besoffen geredeten pöbel verdroschen. Wenn sie p e c h haben kann es durchaus geschehen, dass ihnen auf dem größten platz von Riad öffentlich der kopf abgeschlagen wird. Und zwar unter den linsen der laufenden fernseh-,film-, und videokameras. Und natürlich unter den geifernden mäulern des todesgeilen mobs. -
Selbst in der angeblich so laizistischen, demokratischen republik Türkei bekämen sie erhebliche probleme mit solchen anliegen.
Allerdings sollten die vaterlandsverteidiger in der Schweiz auch daran denken, wem sie eigentlich ihren wohlstand, und auch die möglichkeit, solch eine landesweite, flächendeckende wahlpropaganda zu machen, verdanken: Es sind die banken, zu denen die scheichs ihre petro-milliarden bringen, und aus denen - oh wunder! - manches Fränkli entsteht. Also ein land, welches von der natur her eher ein bauernland ist, mit all den dazu gehörigen geografischen unzulänglichkeiten. Mina. Rett mi . . . .
bejot 10/2007


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Samstag, 20. Oktober 2007

Die kranken Ungeheuer

DIESTEINZEIT-ung hat beim stöbern im blätterwald ein seltenes, vergessenes pflänzchen gefunden. Ein pflänzchen in form eines essays, welches schon gut fünfundzwanzig Jahre alt sein könnte. Es ist erschütternd, welch eine visionskraft in dieser geschichte liegt. Und zwar im hinblick auf die große seuche, die die welt zu erfassen droht: Der tödlichen krankheit, keine angst mehr vor dem tode zu haben. -
Heute sterben tausende menschen, die gern weitergelebt hätten, aber durch die taten dieser infizierten ungeheuer, die keine angst mehr vor dem tode haben, genau dorthin expeditiert werden, ohne zu fragen, ob sie das wollen.
Es gilt nichts weniger, als diesen kranken ungeheuern ihre waffen aus der hand zu schlagen; waffen, die viel gefährlicher als kriegswaffen sind.
Hilfestellung für diese kranken: Rückbesinnung auf das, was a l l e menschen verbindet, nämlich die liebe zum, und freude am leben. Und zwar lebenswille solange, bis das biologische, oder anderweitige, durch dritter hand erfolgende ende da ist. Und nicht die hand an sich selbst legen. Denn das beinhaltet stets eine schwere störung des fortgangs der evolution, nicht zuletzt auch im hinblick auf die ungefragten opfer bei den selbstmordanschlägen. Insbesondere, weil diese taten heimtückisch, und nicht im offenen, erklärten kampf stattfinden, so, wie es die evolution ebenfalls eingerichtet hat.
Die bezeichnungen von göttern, religionen, kultstätten, personen, institutionen sind beliebig austauschbar in dieser geschichte.
Und nun der wortlaut:

"Gestern sagte er es mir. Drei Jahre, vier Jahre oder auch fünf, und dann ist Ende. Schluß. Ende. Vorbei und aus. Soll ich schreien, herausschreien? Daß es aus ist. Für immer. Was mache ich? -
Ich habe es so gewollt. Die Zeichen zeichneten; die Fragen drängten. Was soll ich. Beten? Heulen? Rasen? Hand anlegen? An mich Hand legen? Gott-. Ich bin allein, trotz Elise. Habe keine Angst davor. Nur, was danach. Habe Angst, was danach.
Meine Zellen sterben ab. Habe keine Zellen übertragen. Der Haufen Zellen wird vergehen, Gott; und keine pflanzt sich fort. Soll ich, oder soll ich nicht. Die letzte Chance Elise. Die Allerletzte. Und was dann? Glauben? Ich hoffe, ich habe ihn. Dann. Wenn. Mich vorbereiten. - Im Kloster? Weihrauch, frommer Gesang. Hinüberdämmern, gehen.
Wohin? - Ich will nicht in den Himmel mit Englein und Petrus. Zu eng. Leben! Gott. Grube auch zu eng. Leben. Gott, Atomzertrümmerer. Meine Atome Hoffnung. Im Feuer. Heiß. Sie spalten sich und bilden eine neue Milchstraße. Wann.
Ich will dabei sein, Gott. Wer spaltet meine Atome, meinen Kosmos. Er darf die Teile nehmen, aber ich will dabei sein. Sein. Gegenwärtig. Gegenwart Elise.
Kollegen. Das bedauerliche Bedauern der Kollegen. Das Mal auf der Stirn: Todgeweiht. - Feuermal? Germania? Walhalla? Achtung oder Scheu?
Elise. Gezeter? Kein verzweiflungsträchtiges Streiten? Nur noch Mitleid? Eine Welt von Mitleid? - Was nutzt dem Verdurstenden das Weltmeer, wenn es salzig ist. Zellteilung einzige Möglichkeit. Elise will nicht, wenn ich es sage; und ich kann nicht, wenn ich es n i c h t sage. Dilemma Zellteilung. Zellen vergehen. Nach Millionen Teilungen. Oder auch schon nach einer. Atome. - Bombe. Soll sie kommen, und ein Ende machen, mit einem Schlag? Sollte ich – sofern ich es könnte – sie ins Ziel leiten? Wo ist das Ziel? -
Man hat es mir also gesagt. Ich habe gefragt. Hätte ich nicht gefragt, hätte man es mir nicht direkt gesagt. Man hätte es mir kurz vor Schluß gesagt.
In der Welt sterben täglich Hunderttausende, ungefragt, ungesagt. Keine Zeit. Keine Zeit vorhanden, sich vorzubereiten. Drei Jahre, vier Jahre oder auch fünf.
Fünf mal dreihundertfünfundsechzig Tage. Wahnsinnig viel Zeit. In fünf Jahren kann man alles erreichen. Wofür erreichen, wenn man dann alles verliert? In dreißig Jahren kann man auch alles erreichen. Gott. - Weltgeist. Ewiger. Leben. Gnade. - Ich glaube nicht an den Himmel, ich möchte aber doch meinen Frieden mit ihm machen. Ich habe keine Angst. N o c h keine Angst. Was ist danach?
In der Narkose. Nichts. Leere. Aber viel zu kurz. Nur vier Stunden. Gemessen an Milliarden ein nichtiges Nichts. Gilt nichts.
Glauben, fest glauben. Pater. Frommer Gesang. Zigarren, Wein und Bier. Leichte Arbeit. Danach Gebet, frommer Gesang. Geborgenheit. Ein Gefühl der Geborgenheit. Leben? Würde ich es durchstehen, drei oder fünf Jahre?
- Leben! Treiben. Treiben lassen? Angeln. Fangen. Erbeuten. Rausch. Toll-rausch. Tollheit? Vorher schon Schluß, Zerstörung, systematisch? Auch anderes Leben? Mitnehmen? Soviel wie möglich? Leiden besser? Jahrelanges Siechtum. Man weiß es nicht.
- Krankenhaus. Weiße Betten. Besuch wird von Woche zu Woche spärlicher. Angst. Verlassenheit, Verzweiflung. Letztes Zimmer. Türen dick gepolstert. Abkratzen. Verzweiflung hoch drei; Angst mal Leiden zum Quadrat. Angst d a – v o r. Gott! Wo bist du?
Gedanken. Gute Gedanken. Vorbereitung. Keine Elise. Alles ist eine Frage der Vorbereitung. Kalender. Kalendertage. Häkchen. Je weiter, um so dünnere und zögerliche Häkchen. Also kein Kalender. - Keine Gedanken zurück, sondern nur nach vorn. Zum Ziel hin. Und schaffen. Freundlich sein. Hilfsbereit, lieben.
Gott. Elise? Man ruht besser in der Liebe anderer, als in der eigenen. Gedanken.
Keine Schmerzen, Gedanken. Eine vorübergehende Trübung? Die Freundlich-keit, Liebe und Hilfsbereitschaft helfen hinüber. Darin ruht man gut.
- Atome. Sie teilen sich – auch dich - ,und bleiben doch Einheiten, Einzigheiten.
Kleinste Einheiten, große Einheiten. Glauben, Materie. Denkende Materie als Seele. Glauben? Glaube an Gott! Den ideellen und materiellen Gott. Mache dir ruhig ein Bild von ihm. Nach deiner Vorstellung. Es wird schon hinkommen. Seele, Geist. Beseelte Materie. Herrlich! Die ganze Welt ein Gott, und ich ein Stück von und mit ihr, mit ihm. Glauben? -
Glaube! Keine Experimente! Kein neuer Glaube. Halte den guten, alten. Die Zeit ist zu kurz, um einen neuen Glauben zu glauben.
Bete Gebete. Nicht flehen! Nicht winseln, nicht bitten! Um was bitten? Bete aufrecht. Rede mit d e i n e m Gott. Du k a n n s t nichts falsch machen! Es war alles richtig. -
Gott. Großer Gott! M e i n G o t t - ."

Abschließend zu dieser geschichte ein sinnspruch für hartleibige, unbelehrbare, unheilbare:
"Was ist zu tun, gegen männer-und frauenmordende, religiöse und politische Eiferer im Glauben, die nur und nur ihre eigene Überzeugung als das einzige und vornehmste Mittel zu Heilung der Welt betrachten?
Mehr F e u e r k r a f t. -"

DIESTEINZEIT-ung wundert sich, warum solche Texte vor fünfundzwanzig jahren nicht den gefallen der kritiker, verleger, des publikums fanden. Lag es etwa daran, dass zu jener zeit ein literarischer engelmacher sein unwesen trieb, und dafür sorgte, dass mindestens eine generation deutscher schriftsteller abgetrieben wurde? . . .

DIE STEINZEIT-ung bietet den fundort dieser geschichte an. Der Band heißt: "Wir alle sind Prokrustes" ISBN 3-934806-01-5

bejot 10/2007

Freitag, 19. Oktober 2007

Lokführerstreik

DIESTEINZEIT-ung hinterfragt die behauptung einer kleinen berufsgruppe, ihre tätigkeit sei durchaus mit der eines piloten für zivilflugzeuge zu vergleichen. Es geht hier um einen beruf, bei dem das führen von zugmaschinen mittels dampf, elektrizität, Diesel getätigt wird. Diese zugmaschinen und deren nachgeführte last in form von waggons laufen ausschließlich auf gleise aus stahl. Die zugmaschinen laufen immer auf dem von den gleisen vorgegebenen weg. Nie gibt es eine abweichung von der laufrichtung, es sei gewollt durch weichen, oder, ungewollt, durch eine entgleisung.
Der flugzeug-, kraftwagen-, schiffsführer steuert sein fahrzeug voll verantwortlich selbst (autonom), und könnte das fahrzeug, wenn er wollte, ins verderben steuern. Dies gelänge dem zugmaschinenführer nie. -
Also ist die forderung der lokführer - nennen wir sie beim namen - abwegig, wie ein flugkapitän behandelt und besoldet zu werden.
Auch trägt der lokführer keine "besondere" verantwortung bein transport über die gleise; diese verantwortung trägt der f a h r d i e n s t l e i t e r, der die weichen und signale auf dem stellwerk stellt. Und wenn der lokführer sich einem haltesignal nähert, dann kann er noch soviel "gas" geben, spätestens nach achthundert meter hat ihn die automatische fahrregelung - früher: Indusi - ausgebremst.
Ferner muss der lokführer alle paar minuten ein kleines hebelchen bedienen. Wenn er das nicht tut, wegen pennen, ohnmächtig, oder gar tot sein, dann hält seine lok automatisch an. Und bei einem echten schweren unfall, zusammenstoß, würde der lokführer, falls er mit dem leben davon kommen sollte, als letzter von der justiz belangt. Denn der diensthabende fahrdienstleiter (weichen-, signalsteller) wird dann von den jurokraten an die hammelbeine gepackt.
Wem stände also der mehrlohn nebst entsprechendem status zu? - Und schichtarbeit machen schließlich a l l e, und alle bekommen dafür zulagen..
Die lokführer sollen gut aufpassen mit ihren streiks in den kommenden tagen, damit ihnen nicht das jackstück voll gehauen wird! Denn langsam haben die fahrgäste, die bahnkunden, die schnauze voll . . . .
Ein ganz anderer aspekt, und eine kleine entschuldigung für die lokführer wäre, wenn sie sich zur speerspitze der gegner der privatisierung der bahn zu erkennen gäben. Denn das wäre in der tat ein anderes thema.
-Eigentlich sollte die bahn nicht privatisiert werden. Denn es ist ein märchen, dass n a c h der privatisierung der service (konkurrenz, billiger)wird. Das gegenteil ist der fall, denn die neuen bahneigner haben nur interesse an gewinn. Das befinden des kunden ist ihnen insofern egal; hauptsache der kunde zahlt.
Ein grundfehler der modernen staaten ist, die infrastruktur zu privatisieren. Was in dutzenden von Jahren von millionen menschen geschaffen, aufgebaut wurde, wird gewisser maßen dieser gesellschaft entwendet, und privatleuten übergeben. Natürlich fürn appel un en ei, so dass der privatier den großen reibach macht.
Warten wir also darauf, das die straßen, die wasserwege, die luft zum atmen privatisiert werden. Dann wird wohl alles, alles besser. . .
Treppenwitz zu dem derzeitigen lokführerstreik: Wenn die Bahn AG in diesem arbeitskampf zwei jahre zeit gehabt hätte, dann hätte sie bestimmt den automatischen zug - ohne lokführer - kreiren können. Unabhängig davon ist der lokführer-beruf - früher der traumberuf kleiner jungen - obsolet - die technik wird es schon richten.

Zum Schluss ein kleines Gedicht als Schmankerl:


Puff, puff, puff puff Eisenbahn.
Wer will mit uns zur Hölle fahrn.
"Ich nicht, ich nicht, Herr Kondukteur.
Fahr zu. Fahr zu. A la bonne heure!"

bejot 10/2007


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Dienstag, 2. Oktober 2007

Fund aus der Römerzeit




F u n d a u s d e r R ö m e r z e i t

DIESTEINZEIT-ung berichtet von einer merkwürdigen Begebenheit, die sich vor einiger Zeit in Xanten, der alten Römerstadt am linken Niederrhein zugetragen hat.
Zwei Berichterstatter der STEINZEIT-ung wollten sich über die Fortschritte des Neubaus des Regionalmuseums Xanten erkundigen, welches sich genau neben dem Überbau der Großen Thermen erheben soll.
Der Rohbau war bereits abgeschlossen; das Weißgrau der glatten Fassade, und das Ziegelrot des abgestuften Daches vermittelt durchaus den Eindruck des Besonderen.
Aus den vom Regen glattgeklopften Böschungen der Abraumberge, welche die Bagger und Arbeiter beim Ausheben der Baugruben angehäuft hatten, stechen unzählige hellgelb und -rote Tonscherben von römischen Ziegeln hervor.
Der stellvertretende Leiter des Museums winkt lachend ab, als die Beiden ihm freudestrahlend selbst ausgepuhlte Scherben zeigen. Er führt sie zu einer Stelle an der Böschung, wo einige merkwürdige Dinge liegen: Ein Zollstock, ein Handschuh, ein schuhähnliches Gebilde gleich einem Legionärsstiefel, und ein cirka sechzig Zentimeter langes, grau-schwarzes Stück, welches einem Gummifiesel ähnelt.
s. Foto

Der Museumsmensch erklärt, dass diese vier Dinge in einer Amphore gefunden wurden, die beim Ausheben des Fundaments für den Neubau zum Vorschein gekommen war. Zwar sei das Gefäß bei der Bergung zerbrochen, aber der komplette Inhalt und die Scherben selbst seien geborgen worden. Allerdings sei in dem Handschuh ein mumifizierter menschlicher Daumen gefunden worden, der zur Zeit in dem Rechtsmedizinischen Institut in Duisburg untersucht wird. Ebenfalls werde man dafür sorgen, dass die anderen Dinge in der TH Aachen gründlich analysiert werden. Den außergewöhnlich guten Zustand der Fundstücke erkläre man damit, dass die betreffende Amphore glasiert gewesen sei, und mit einem Pfropfen, bestehend aus einem eingepassten Eichenholz-Klotz-welcher mit Pech und Bienenwachs eingelassen wurde-, verschlossen war.
DIESTEINZEIT-ung-Leute machten noch ein paar Fotos von der sich bereits abzeichnenden Inneneinrichtung des neuen Museumsbaus und versprachen, zur Einweihung des Neubaus nochmal vorbei zu schauen.
- Nach Wochen, die Eröffnung war bereits einige Tage vorüber, machten sich DIESTEINZEIT-ung-Leute nochmals auf, das Xantener Regionalmuseums zu besuchen. Eine Mitarbeiterin führte die beiden Männer durch die großzügig angelegten Ausstellungsräume. Dann erinnerten sie an die damals gefundene Amphore, die ihnen ihr Kollege vor Wochen vorgeführt hätte. Die Frau nickt und sagt, dass ihr Kollege gerade in Urlaub sei. Sie sei aber von diesem gebeten worden, den Berichterstattern von DIESTEINZEIT-ung alles zu erläutern.
Also: Die Amphore scheint ein amtliches Behältnis gewesen zu sein, und zwar ein Behältnis der damaligen römischen Militärpolizei. Dies ergebe sich aus einem Siegel, welches auf dem Tonkrug zu erkennen ist. Leider sei genau zwischen dem Namenszug ein Bruch des Gefäßes. Man erkenne zwei X , also römisch Zwanzig, und weiter U. UICT. CUT. Weiter beinhalte das Siegel die Gestalt eines sagenhaften Tieres, wahrscheinlich ein Tatzelwurm, also Drache. Es könnte sich um ein Legionszeichen des damaligen römischen Heeres handeln, und das Behältnis diente eventuell zur Aufbewahrung von Beweisstücken für eine Straftat oder gar Verbrechen. Leider habe man den Namen der Legion bis jetzt nicht in Erfahrungen bringen können.
Der Zollstock sei ein Gliedermaßstab, wie er im 3.Jahrhundert nach Christus in einem Vorort von Köln hergestellt wurde. Das wasserschlauchartige Gebilde sei ein Fangarm von einem Oktopus, welcher gegerbt, und mit Bleischrot gefüllt worden war. Der Legionärsstiefel konnte nicht näher bestimmt werden. Aber bei dem Handschuh sei man sich sicher. Es ist einer der Handschuhe, wie sie von den Heizern in den Großen Thermen verwendet wurden. Der in dem Handschuh gefundene Daumen sei nicht sauber abgetrennt, etwa als Strafe für irgend ein Vergehen abgeschnitten, sondern er sei mit Gewalt von der Hand abgerissen, entweder durch einen Arbeitsunfall oder durch einen Kampf. Im Übrigen würden die Ergebnisse dieser Erforschungen in den Fachzeitschriften veröffentlicht; was man denn sonst noch für die Herren tun könne . . .
Die beiden Herren dankten herzlich und verabschiedeten sich, nicht ohne dem Kollegen im Urlaub schöne Grüße auszurichten. -
Einen Mitarbeiter der STEINZEIT-ung ließ diese Sache nicht mehr los. Immer wieder betrachtete er die Zusammenstellung der ausgegrabenen Stücke auf dem Foto. Es musste eine Geschichte dahinter stecken. Denn was sollen diese banalen Dinge, von dem abgetrennten menschlichen Daumen einmal abgesehen, in einem verhältnismäßig stabilen Behältnis des römischen Militärs aus dem 3. Jahrhundert?
Er beschloss, seinen alten Schulfreund, einem wissenschaftlichen Mitarbeiter in der Vatikanischen Bibliothek zu befragen, ob es dort irgendwelche Schriften oder Aufzeichnungen, Papyros oder Pergamente, über diese Gegend und Zeit des damaligen römischen Reiches gibt.
Die Antwort von dem Freund kam unerwartet schnell. Zufälliger Weise sei seine Arbeitsgruppe gerade beim Sichten von alten Pergamenten - tief, aus dem tiefsten Keller-, betreffs der sagenumwobenen Thebäischen Legion und deren Bataillonskommandeur Viktor. Tatsächlich seien umfangreiche Faksimile gefunden worden, welche eine gewisse Wichtigkeit einiger Vorgänge in jener Zeit signalisieren. Er könne allerdings hier an seinem Arbeitsplatz in der Bibliothek nichts anderes tun, als ihm die in Frage kommenden Schriften wiederum nur in Faksimile, allerdings elektronisch, übersenden. Für die Übersetzung müsse er selbst sorgen, was ihm als alten Lateiner wohl nicht schwer falle. Übrigens: Es müsse sich bei der Legionsbezeichnung weniger um die Zwanzigste Legion, also zwei X, sondern um die Dreißigste, U L P I A V I C T R I X. E X.G E R.I N F. handeln. Also ein X mehr, welches auf dem betreffenden Tonkrug mit großer Wahrscheinlichkeit durch die Bruchkante verloren gegangen ist. Und der "Tatzelwurm" sei in Wirklichkeit das Abbild eines Steinbocks.
Natürlich ist der Mann mit diesem Vorschlag sehr einverstanden. Das Übersetzen kann er getrost seiner Tochter, Lehrerin für Griechisch und Latein, überlassen.
- Und so schälte sich nach Wochen eine Geschichte aus den übersandten Schriften heraus, welche sinngemäß, und in unserem heutigen Sprachverständnis so lautet:

"Bericht des 1. Ädilen der Colonia Ulpia Traiana, aus dem zweiten Herrschaftsjahr unserer hochverehrten göttlichen Majestät Aurelian Lucius Domitius, 1007 a.u.c.
Die Militärpolizei berichtete mir über folgenden Vorfall, wie er durch Beobachtungen und Aussagen von anwesenden Zeugen untermauert wurde:
- Ein Legionär bekam von seinem Vorgesetzten die Erlaubnis, nach Dienstschluss in den Großen Thermen als Heizer gegen Entgelt zu arbeiten. Der Umgang mit Feuer war ihm sehr vertraut, weil er er auf der anderen Rheinseite vor seinem Dienstantritt in der Legion als Köhler gearbeitet hatte.
Dieser Legionär fuhr eines Tages mit einem Mietgespann und mit einigen, bei einem Weinhändler erworbenen mit Wein gefüllten Amphoren zum Hafen, um sich mit dieser Ladung auf einer Rheinprähme einzuschiffen. Er wollte zum fränkischen Ufer übersetzen. Es war bekannt, dass er dies öfters tat. Dabei gab es die üblichen derben Neckereien wie sie unter Männern üblich sind. Zum Beispiel fragten einige Kameraden, ob er diesen Wein etwa den Kühen auf der anderen Seite zu saufen gebe, damit diese Wein aus ihren Eutern lassen. Oder ob er gar diesen Wein für diesen merkwürdigen Kult der Christen brauche?
Liphardt so hieß der Legionär, war andererseits nicht mundfaul und höhnte über die Mithras-Buben, die ja wohl Angst vor Weibern hätten, und sich für ihre Gottesdienste in die Kloaken der Stadt begäben, und außerdem noch friedliche Kühe ermordeten, Tiere, die dem Menschen nur Gutes täten.
Das erzeugte bei einigen Männern ein derartiges Mißvergnügen, dass Liphardt sich in seinem Ton zurücknahm.
Der besagte Liphardt fuhr also weiter, bis er zum Zollhaus gelangte. Der Zöllner war nirgendwo zu sehen, und Liphardt machte sich daran, die Amphoren in die bereits angelandete Prähme zu laden. Das war nicht ungewöhnlich, denn oft begeben sich die Zöllner nach Ende der Beladung aufs Schiff, um dort den gebührenden Zoll zu erheben. Zwei Matrosen von der Prähme kannten Liphardt als freundlichen, gutmütigen Mann und halfen ihm. Dann besichtigte der Zöllner neben den anderen Waren auch die Weinamphoren Liphardts. Dazu maß er mit dem Zollstock den Inhalt der Gefäße und den Durchmesser derselben, und legte den Tarif nach Einsicht in seine Tabellen fest.
Liphardt protestierte jedoch heftig, der Zollstock des Zöllners sei nicht richtig, und der Zoll, den er entrichten müsse sei somit viel zu hoch. Das ließ den Zöllner, der sich bedroht fühlte den Polizisten heranrufen, der, durch das Gezeter aufmerksam geworden, aus seinem Schilderhaus trat. Der Polizist Brachus Maximus, ein Syrer, kam heran, und schwang seinen sogenannten ,Germanen-Schreck', ein beweglicher Schlagstock, der große Schmerzen beim ungebremsten Gebrauch erzeugt.
Da die Germanen zwar große Raufbolde sind, und keinem Handgemenge, ja, sogar keinem Kampf mit Waffen aus dem Wege gehen, musste das Schlagen des Brachus Maximus Liphardt in seiner Ehre verletzt haben. Unter Wut-und Wehgeheul entriss er dem Polizisten den Schlagstock und warf ihm weit von sich. Der Zöllner, der sich in diesem Moment der Entwaffnung des Brachus Maximus allein gegen Liphardt sah, drang mit seiner Lanze auf diesen ein. Der, völlig ungeschützt, weder durch einen Brustpanzer, noch durch Beinschienen, ergriff die Pike des Zöllners, nachdem die Lanzenspitze ihm die Brust aufgeritzt hatte, und schleuderte diese, mitsamt dem daran hängenden Zöllner in den Fluss.
Brachus Maximus war inzwischen herangekommen, und warf eine Seilschlinge um Liphardt, und zwar so geschickt, dass dieser sich mit den Oberarmen gefesselt sah. Bevor Brachus das Seil vollständig um Liphardts Brust schlingen konnte, riss sich dieser los, das Seil und Brachus hinter sich her schleifend, und eilte zur Prähme.
Diese legte gerade ab, doch dem Fliehenden gelang es, sich über das Bord des Schiffes zu wälzen und bäuchlings liegen zu bleiben. Brachus Maximus, verblüfft durch dieses Manöver, und durch den Schlag des Stiefels Liphardts, den dieser bei der Flucht auf das Schiff verloren hatte, und ihm,Brachus, mit Karracho ins Gesicht geflogen war, hielt nun das Seil fest. Es gelang ihm sogar, das Seil um einen schweren Hafenpoller zu legen. Höhnisch lachte er, als sich das Seil durch das abdriftende Schiff spannte.
Liphardt, immer noch auf dem Boden der Prähme liegend, bemühte sich, die Fesselung zu entfernen. Das gelang ihm, bis sich die Seilschlinge um seine rechte Hand legte. Durch den Zug des Schiffes, dessen Gewicht nun voll auf der Hand Liphardts lag, zog sich auch der Handschuh, den dieser noch an der Hand trug, immer mehr zu. Um nicht über Bord gezogen zu werden, krallte sich Liphardt an jedem greifbaren Gegenstand mit der anderen Hand fest. Auch hielten ihn nun einige Leute auf der Prähme, damit er nicht über Bord ginge.
Das Seil spannte sich stärker, rutschte über Liphardts Daumen. Brachus Maximus lachte laut, und freute sich, den Fisch an Land zu ziehen. Ein Mann auf der Prähme zog seinen Dolch, um das hinderliche Seil zu kappen. Doch es war bereits zu spät. Mit einem Schlag löste sich das Seil mitsamt Handschuh von der Hand Liphardts und klatschte ins Wasser. Gleichzeitig schrie er auf, und alle auf der Prähme schauten entsetzt auf eine heftig blutende Hand, die sich ohne Daumen aufreckte. Auch Brachus am Ufer schrie enttäuscht auf, und hangelte das Seil mit dem Handschuh daran aus dem Wasser.
Die Prähme, befreit von der Fessel, nahm Fahrt auf und setzte über den Rhein. In dem Handschuh wurde ein blutiger, abgerissener Daumen gefunden. Es wurde veranlasst, diese Dinge des Legionärs, und die Dinge der Administration zu den Asservaten zu nehmen, und den Legionär Liphardt sofort fest zu nehmen, wenn er in der C. U. T. auftauche. Der Zollstock hatte tatsächlich eine uns unbekannte Maßeinteilung. Diese basiert auf einer Zehner-Einteilung. Jede kleinere Zehner-Einteilung addiert sich zu jeweils zehn größeren Einteilungen, und diese wiederum in die nächst größeren e.t.c.
Wir können also sagen, dass der Liphardt nicht ganz Unrecht mit seinem Gezeter hatte. Dennoch bleibt es bei dem Haftbefehl, allein schon wegen der wüsten Beschimpfungen unseres Mithras, des Glänzenden, des Unbesiegten.
Eine Bewertung dieses Vorfalls:
Die Sugambrer auf der anderen Seite sind nicht die friedlichen Kuhhirten, wie sie bei uns schon seit langer, langer Zeit leben. Die Sugambrer auf der anderen Rheinseite haben sich mit Anderen zu einem mächtigen Clan zusammengetan. Mitglieder dieser Gemeinschaft setzen ständig über den Rhein, und stromern durch unsere Provinz. Besonders herzliche Aufnahme finden sie bei den Kugernern, die wohl ihre Vetter zu sein scheinen.
Wenn es unserer Majestät gefällt, und unsere Majestät die Meinung eines kleinen, unbedeutenden Ädilen aus Ihrer Majestät Stadt COLONIA ULPIA TRAIANA anhört, wäre es nicht unerhört Ihre Majestät zu bitten, eine zusätzliche Legion zum Schutze unserer Provinz in unsere Garnison legen zu wollen.
Unterschrift: wie oben; Datum: wie oben; Gallus Pictorus Gambius, 1. Ädil "

- Der Berichterstatter der STEINZEIT-ung legt die Blätter zur Seite, und ruft im Internet das Stichwort Xanten zum xten Mal auf. Und bei der Jahreszahl 275 nach unserer Zeitrechnung, als die alte Römerstadt unter dem Ansturm der Franken unterging, kommt ihm in den Sinn, dass dieser kurze Abriss eines kleinen Teils der Geschichte einen Roman wert sei. Aber d a s ist eine andere Geschichte.-

bejot 9/2007