Freitag, 29. August 2014

Gesundheit! Akupunktüür. . .


Gesundheit! Akupunktür. . .

DIE STEINZEIT-ung® schildert die geschichte eines nicht mehr ganz jungen mannes, der sich wegen eines akuten gesundheitlichen problems – fast notfallmäßig – einen orthopäden aufsuchen musste. Was war passiert?
In der nacht davor bekam der mann aus dem schlaf heraus einen oberschenkelkrampf, was allerdings in diesem alter nicht so ungewöhnlich ist. Nur die schmerzhaftigkeit überraschte ihn diesesmal. Er erhob sich und ertastete in der kniekehle die fast kleinfingerdicke sehne, die an der unterseite des rechten beins links zum kniegelenk verläuft. Die sehne war fast so straff gespannt wie ein einsprechend dickes stahlseil, und dieses stahlseil hätte gewiss in der realität wie eine klaviersaite gebrummt. Nach einer zeit schlief der mann wieder ein, und wachte am morgen ohne beschwerden dieserseits auf.
Gegen zehn uhr bekam er jedoch in dem betroffenen knie heftige schmerzen, die sich rasch steigerten, und das gehen fast unmöglich machten. Am kniegelenk war keine schwellung oder rötung zu erkennen. Auch die überkreuz-messung mit einem guten hautkontakt-thermometer zum a n d e r e n, gesunden kniegelenk ergab keine erhöhung der gelenktemperatur.
Am nachmittag wurden die schmerzen so heftig, dass er mit seinem auto zu seinem hausarzt fuhr, o b w o h l dieser arzt nur etwa h u n d e r t meter weiter um die hausecke seine praxis hat. Der arzt sagte etwas von „Schleimbeutel-Entzündung“ und überwies seinen patienten an einen facharzt. Der patient machte sich sofort auf die suche nach einem orthopäden. Der erste versuch, noch relativ nahe an seiner wohnung scheiterte, weil dieser arzt gerade in urlaub war.
Trotz des äußerst ungünstigen zeitpunkts – es war am späten nachmittag, mitten im feierabendverkehr –, fuhr der mann zum nächsten arzt. Mit mehr ach als krach fand er einen parkplatz in nähe der arztpraxis. Und als er mit den zwei krücken in die weit offenstehende praxistür hineinhumpelte, spürte er fast körperlich die ablehnung des praxispersonals und der übrigen wartenden patienten: Oh gott! Da kommt ja einer, der hat ersichtlich richtige schmerzen! Und das auch noch kurz vor der praxisschließung. -. . .
Die kaum versteckte f e i n d s e l i g k e i t spürte er in der frage der angestellten, ob er denn einen „Termin“ habe, trotzdem jeder nicht medizinisch ausgebildete mensch ebenfalls erkennen musste, dass hier wohl ein notfall vorliege.
Nein“, hatte er nicht, so der mann. Er sei als „akuter Fall“ von seinem hausarzt an einen orthopäden überwiesen worden, was ja durch die vorlage des überweisungsscheins dokumentiert sei.
Nach einer wartezeit – nachdem die arzthelferin eine röntgenaufnahme des kniegelenks gemacht hatte – rief der arzt ihn zur untersuchung.
Der mann schilderte kurz, was in der vergangenen nacht und danach passiert war. Der arzt erläuterte, dass er anhand der röntgenaufnahme keine schäden erkennen könne, die weichteile würden bei dieser art aufnahme sowieso nicht deutlich dargestellt. Der arzt setzte dem mann zwei spritzen, eine direkt ins kniegelenk, eine andere in den hintern – wahrscheinlich eine schmerzspritze – und sagt „Morgen wiederkommen“, dann wolle er eine knochendichte-messung machen, dies sei allerdings eine IGEL-leistung, und der patient solle morgen bitte vierzig Euro mitbringen. Der mann knirschte mit den zähnen – und das nicht nur wegen der schmerzen – und sagte zu, das geld morgen mitzubringen, nachdem der arzt ihm empfohlen hatte, das gelenk mit eis zu kühlen.
Am anderen morgen, die schmerzen im knie hatten sich wenig gebessert, gab ihm der arzt nochmal eine spritze ins kniegelenk. Die schmerzspritze verweigerte der mann, weil er sich vorher intensiv gedanken über das aushalten von schmerzen, und über die gefahren des überschreitens einer zu n i e d r i g e r e n schmerzschwelle gemacht hatte. Der arzt akzeptierte dies.
Die knochendichte-messung ergab werte, die – altersgemäß – hundert prozent im „grünen Bereich“ waren. N i c h t im grünen bereich war die anschließende dokumentation der strahlenbelastung auf dem sogenannten „Röntgenpass“, die er von der röntgenassistentin dortselbst eingetragen haben wollte. Zwar wurde die röntgenaufnahme des kniegelenks von g e s t e r n eingetragen, aber die knochendichte-messung von h e u t e wurde von der frau in den strahlenpass n i c h t eingetragen, weil dies ja k e i n e röntgenstrahlen gewesen seien! Dabei hatte der mann an dem gerät für die dichtemessung sehr deutlich das warnzeichen vor i o n i s i e r e n d e r strahlung (nicht „Laser“!) erkannt. Hm. . .
Nachdem der patient dem arzt erklärt hatte, dass er nun echte probleme mit dem gehen habe, weil sein l i n k e s bein durch eine Peronäus-lähmung vorgeschädigt sei, redete der arzt nun seinerseits von operation, künstliches kniegelenk, oder doch nicht, oder „die Ärzte“ machten das knie „nur mal“ auf, und würden es „säubern“ und so weiter. Der patient fragte, schwer beeindruckt, ob dies denn zu diesem zeitpunkt schon akut sei, worauf der medizinmann antwortete, dass er dem patienten zunächst einmal zehn akupunkturbehandlungen geben wolle. Auf die frage, ob dies denn a u c h IGEL-leistungen seien, verneinte dies der arzt.
Am morgen des ersten behandlungstages saß der patient in der ihm zugewiesenen kabine und wartete der kommenden dinge. Diese dinge kamen in form des arztes, der den wartenden patienten anherrschte, wie er – der arzt – denn die „Nadeln setzen“ soll, wenn der patient nicht das h e m d ausgezogen habe!- Sprach' s, eilte zur nächsten kabine, zum nächsten patienten, und ließ den mann im völligen unverständnis zurück. Hemd, wieso hemd, wenn man die medizinische behandlung an einem k n i e zu erwarten hatte? Dann kam der arzt wieder zurück, und pikste kleine nadeln in die stirn, ohrläppchen, und in den inzwischen entblößten nacken, und je zwei nadeln auf der oberseite der unterarme. Nach zehn minuten kam eine helferin, und entfernte die kleinen, mit einem blauen plastikköpfchen versehenen nädelchen in ein gefäß, was von dem patienten richtig als entsorgungsbehälter identifiziert wurde.
Der inzwischen wieder vollständig angekleidete mann ging aufreizend langsam, immer augenkontakt suchend am empfangstresen vorbei, hinter dem in schnellem wechsel drei angestellte und manchmal der arzt herumwuselten. Er wartete auf irgend etwas, vielleicht „Hallo!“ oder „Noch was?“, oder ähnlichem. Es kam nichts dergleichen, deswegen ging er zur tür, und ließ ein deutliches „Auf Wiedersehen“ verlauten, was sehr schwach aber hörbar erwidert wurde.
Während einer der nächstfolgenden sitzungen, die immer in gleicher weise stattfanden sagte der arzt, als er die nadeln – auch im n a c k e n ! – gesetzt hatte: „Nun können Sie sich auf den Rücken legen.“ Auf die vorhaltungen des mannes, er habe ja zwei nadeln im g e n i c k sitzen, wie d a s denn gehen sollte, sagte der akupunkteur: „Na, dann bleiben sie eben sitzen.“
Während der weiteren sitzung grübelte der patient verzweifelt darüber, wie man eine knieverletzung durch akupunktur – und das auch noch am oberkörper praktiziert – heilen könne. Allerdings merkte er auch, dass die z e i t im sprichwörtlichen sinne heilt, denn die kniebeschwerden lassen nach. Die linderung, das ahnt der patient, wird der arzt natürlich auf seine akupunkturkünste zurückführen. Die diskussionen, dass sechzig prozent der heilungen wohl spontanheilungen sind, also von n a t u r her erfolgen, sind eher zwecklos, ganz besonders mit einem mediziner.
Nie hat der arzt während der immerhin dreiwöchigen behandlung neben dem lakonischen „Morgen!“ etwas anderes verlauten lassen, auch nicht ein „Na, wie geht’s?“, erst recht nicht die dezidierte frage nach dem stand eines eventuellen fortschritts der heilung kam über seine lippen. Die arzthelferin empfand das schweigen, welches aus der kabine des mannes bei der behandlung durch den arzt fast brüllend herausquoll als störend, und sie freute sich über die witzigen, launigen erwiderungen des patienten, wenn sie bei der nachbehandlung ein paar worte an ihn richtete. Anscheinend reichte dem arzt als indiz, dass der patient gegen ende der behandlung nicht mehr mit krücken angehumpelt kam.
Als der letzte tag der behandlung heranrückte, machte sich der mann gedanken, ob und wie es weitergehen soll. Da ihm n i c h t daran gelegen war, unter allen umständen diese art von therapie weiterzuführen, und dass er das gefühl hat, in dieser praxis nicht an der richtigen stelle gelandet zu sein beschloss er, das schicksal, die „Vorsehung“ solle die entscheidung treffen. Außerdem fühlte er sich in dieser praxis mit mannigfachen diplomen für Sportmedizin, Akupunktur, AXD-Methoden, DOCE-Behandlungen, Magnetresonanz-Verfahren, Chirotherapie an den praxiswänden unbehaglich. Deswegen beschloss er, beim letztenmal wie zu anfang ganz langsam am tresen vorbeizugehen, und bei der ansprache, etwa: „Sie müssen aber noch mit dem Doktor sprechen.“, oder sowas ähnlichem entsprechend zu reagieren.
Diese ansprache erfolgte n i c h t , und so schritt der patient nach einem kräftigen, eigentlich gelogenem „Auf Wiedersehen“ und nach der erwiderung darauf ganz schnell durch die geöffnete praxistür nach draußen, in seine eigene, selbstgewählte freiheit , bevor eine der praxishilfen reagieren konnte.
Etwas ist allerdings dem patienten in diesen tagen aufgefallen, insbesondere angesichts der praxis dieses akupunktierenden, magnetisierenden sport(arzt)orthopäden: Den sorgfältig in einem wertvollen rahmen eingefassten „Eid des Hippokrates“, eine zierde jeglicher arztpraxis seiner jugend, aufgehängt an einem markanten punkt, hat er in keiner praxis – wie auch hier nicht mehr – wiedergefunden. . .

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