Freitag, 5. Februar 2010

NeoLit aus dem Neanderthal®

DIE STEINZEIT-ung® stellt heute ein sehr aktuelles thema zur debatte, welches uns noch lange erhalten bleibt.
Nun sind in dem streit um die kosten des gesundheitssystems endlich mal die beiden kontrahenten zusammengestoßen: Die krankenkassen, und – nein, nicht die ärzte oder die pharmaindustrie, sondern, vordergründig – die apotheken. Zum gestaltbestimmenden h i n t e r g r u n d kommen wir noch.
DIE STEINZEIT-ung® ist im besitz des wortlauts eines leserbriefs, der bereits am 06. Juli 2005 in einer dieser „stadtzeitungen“ erschienen ist. Diese elaborate sind ja bekanntlich, im untergrund verwurzelte ableger von am ort erscheinende regional (tages)zeitungen, und glänzen überhaupt nicht durch redaktionelle beiträge, sondern durch werbung. Und dies ist ja letztendlich der zweck der übung.
Dem gewährsmann von DIE STEINZEIT-ung® muss bei einem dieser pseudo-redaktionellen artikel der hals so geschwollen sein, dass der kragen platzte, und er schrieb einen leserbrief. Der – veröffentlichte! – wortlaut des briefs:
»Betr.: Apotheken in Jederstadt
Eigentlich müssten sie als Journalist kritisch hinterfragen, ob die zehn Apotheken in einer vergleichsweise kleinen Stadt wie Jederstadt nicht des Guten zuviel sind. - Denn die Anzahl der Apotheken steht in keinem Verhältnis zu den Arzneimitteln, die vom Menschen benötigt werden. Eigentlich gibt es in der Medizin – auch in der modernen – vielleicht nur drei Dutzend originäre Wirkstoffe, die benötigt werden. Alles andere sind Variationen; Variationen, die allerdings nicht grundsätzlich anders wirken wie der Grundstoff selbst sondern ähnlich. Ich kann mich noch daran erinnern, da eine Stadt wie Jederstadt mit z w e i Apotheken auskam; und ob die Menschen damals kränker waren, darf bezweifelt werden.
N.N.
Jederstadt«

Soweit der veröffentlichte leserbrief. Was n i c h t veröffentlicht wurde zeigt, wo der hund begraben ist und der hase im pfeffer liegt. Am anfang waren es diese zeilen:
»Sehr geehrte Damen und Herren,
nehme Bezug auf Ihren Artikel „Nah, vertraut und sicher“, in Ihrer Ausgabe vom 15. Juni 2005:
Nehme an, dass dieser artikel bestellt war („Service“), und zwar als Werbebeitrag. - «


Wie gesagt, dieser passus ist n i c h t veröffentlicht worden. Gut, gut, man kann diesen text als frechheit aufnehmen und streichen. Geschenkt, doch der zweite block, der ebenfalls nicht veröffentlicht wurde, lautet so:
» . . . . Glauben Sie nicht auch, dass weiter hinterfragt werden muss, ob die immense Anzahl der Apotheken – die ja eigentlich der verlängerte Verkaufstresen der Pharmaindustrie sind – nicht auch letztlich an der Misere unseres Gesundheitssystems beteiligt sind ? . . . . «

Man beachte, wie der schnitt des urtextes den sinn des leserbriefs verändert, zumal in dieser ausgabe des stadtblatts mindesten s e c h s der insgesamt zehn apotheken werbung geschaltet hatten. Übrigens: Inzwischen ist hier in unserer stadt eine e l f t e apotheke hinzugekommen.-
Dem interessierten leser zur information: Die stadt Jederstadt hat nur knapp 40 000 einwohner.
Hier eine interessante deutung des begriffs „apotheker“. Der apotheker war im Mittelalter lediglich der „lagerdiener“, oder bestenfalls der „lagerverwalter“. Die mixtur der arznei wurde vom damaligen heilberufler oder dem heilkundigen m ö n c h vorgegeben. Der apotheker verpackte also die ware (pardon, arznei!), schob diese über die theke, und machte das inkasso für seinen herrn.
Heute ist dieser „herr“ die pharmaindustrie, und diese verpackt sogar ihre ware auch noch selbst.
Dieser leserbrief von vor fünf jahren zeigt doch nur das beschleunigte tempo an bis zum zusammenbruch unseres gesundheitssystems, wenn nicht endlich der druck davon genommen wird. DIE STEINZEIT-ung® meint: Eine kopfpauschale als beitrag zur gesundheitskasse ist garnicht so schlecht, w e n n dies mit der zur zeit geltenden regelung, dass e i n prozent vom einkommen zusätzlich in die gesundheitskasse abgeführt werden muss. Das wären zum beispiel bereits von den sechzig millionen Deutsche Mark, die der herr Esser bei seinem grandiosen beutezug beim plattmachen von Mannesmann (Sie wissen noch? Vodafone schluckt Mannesmann) abkassiert hatte 600 000 Deutsche Mark für die gesundheitskasse gewesen! Erstaunlich, was? Dem entsprechend könnte dann die kopfpauschale v e r r i n g e r t werden, und zwar pauschal.

Keine Kommentare: